Grundbildung ist mehr als Alphabetisierung - Salon für Erwachsenenbildung zu Gast in der Leibniz Universität Hannover

Selten waren die Teilnehmenden und Referenten eines Salons für Erwachsenenbildung sich so einig wie bei der letzten Veranstaltung am 16.11.2017: "Ja, Grundbildung fasst mehr als Alphabetisierung." lautete die allgemeine Meinung.

Andreas Klepp (RGZ VHS Braunschweig), Dr. Caroline Duncker-Euringer (Akademie der Polizei Hamburg und Universität Hamburg) und Professor Dr. Rainer Brödel (WWU Münster) im inneren Kreis der Fishbowldiskussion (v. l. n. r.).

Nur wie viel „mehr“, was das „mehr“ ist und welche Folgen und Aufgaben daraus resultieren, wurde kontrovers diskutiert. Die Grundlage für die Beantwortung der Eingangsfrage und die darauffolgende Diskussion legte Dr. Caroline Duncker-Euringer (Akademie der Polizei Hamburg und Universität Hamburg) mit einem wissenschaftlichen Impuls über ihre Forschung zum Thema „Grundbildung im Spannungsfeld von Ein- und Abgrenzungsinteressen“.

Mit seinem Impuls „Grundbildung ‚Einziehen‘, ‚Ausbauen‘ oder wie? Wie wirkt sich die Praxis auf das Verständnis aus?“ ergänzte Andreas Klepp (Regionales Grundbildungszentrum VHS Braunschweig) die wissenschaftliche Perspektive. Er führte die wissenschaftlichen Erkenntnisse des ersten Impulses mit Beispielen, Perspektiven und Forderungen an die Politik aus. In der anschließenden Diskussion wurden die Aspekte vertieft.

Diskutiert wurde, dass muttersprachliche Analphabet/-innen schwer erreichbar seien. Das gängige Stereotyp der armen Analphabet/-innen stimme oft nicht. Viele seien durch Handlungsstrategien wie der Nutzung von Vorlesefunktionen auf dem Handy und der Hilfe von Verwandten auch im Beruf erfolgreich. Panik entstehe bei Aufstiegsmöglichkeiten, die häufig Teilnahmeanlass seien. Attraktivere Angebote, die gegen das Stigma, nicht Lesen und Schreiben zu können, wirken, seien notwendig.

Perspektivisch würden neben weiteren Forschungsprojekten mehr (Pilot-)Konzepte für die Umsetzung und zur Steigerung des Bekanntheitsgrads von Grundbildungsangeboten gebraucht.

Einig sprach sich die Diskussionsrunde für ein im Gesetz verankertes Recht auf Grundbildung aus. Davon versprechen sich die Teilnehmenden des Salons perspektivisch einen besseren Zugang für die Adressanten zu Angeboten durch den Abbau „weißer Flecken im Land“, einen höheren Bekanntheitsgrad und nicht zuletzt eine bessere Finanzierung.

Bitte beachten Sie:

Am 18.01.2018 widmet sich der nächste Salon der Frage "Was hat Gesundheitsbildung eigentlich
mit Bildung zu tun?" Den Flyer finden Sie hier: Flyer Salon